Tipps zur Rasenpflege im Herbst

Die Temperaturen sinken, die Sonne verliert an Kraft – im Frühherbst ist der richtige Zeitpunkt, die, hoffentlich nicht vorhandenen, Schäden aus dem Sommer auszubessern und den Rasen für den anstehenden Winter vorzubereiten.

Nach dem langen, heißen Sommer steigen ober- und unterirdisches Wachstum jetzt wieder merklich an. Durch die noch warmen Bodentemperaturen, gepaart mit meist feuchter Witterung, ist jetzt der ideale Zeitpunkt, um Regenerationsmaßnahmen durchzuführen:

Wer Probleme mit Bodenverdichtungen, oder einen schweren Boden hat, findet jetzt die richtigen Bedingungen für ein Aerifizieren mit dem Rasenspecht. Bodenluft ist ein oft unterschätztes Thema! Neben den Vorteilen für Wurzelentwicklung und Bodenleben ist es gerade jetzt im Herbst essentiell, überschüssiges Wasser abzuleiten.

Die feuchte Witterung bietet nicht nur gute Chancen für die Gräser, sondern sorgt auch für ideale Bedingungen für Rasenkrankheiten. Hier gilt es vor allem die Filzbildung im Auge zu behalten: Filz speichert sehr viel Feuchtigkeit und bietet somit eine perfekte Grundlage für deren Erreger. Je nach Sortenzusammensetzung und allgemeinem Pflegezustand ist jetzt also ein Vertikutieren durchaus angebracht. Da eventuelle Filzbildung das Ganze Jahr über für Probleme sorgt, ist es in meinen Augen jedoch sinnvoller, die Filzbildung generell zu beobachten und durch regelmäßes Lüften bzw. Groomen niedrig zu halten. Um ein schnelles Abtrocknen des Bodens und der Blätter zu gewährleisten ist ab jetzt ein regelmäßiges Tau abwedeln sehr sinnvoll – hierfür eignet sich die Sandraupe optimal, ein regelmäßiges, leichtes Topdressing unterstützt das Abtrocknen zusätzlich.

Nach dem Aerifizieren/Vertikutieren bzw. zum Ausbessern von Schadstellen sollte man unbedingt Nachsäen. Wer mit einem hohen Anteil Lolium, vorgekeimtem, oder behandeltem Saatgut arbeitet, schafft es, innerhalb kürzerster Zeit die neuen Gräser zu etablieren. Durch das Ausnutzen einer Regenperiode kann man nicht nur Ressourcen sparen, sondern vermeidet es auch, ungewollten Gräsern, vor allem Poa Annua, zusätzliche Chancen zu bieten.

Anschließend braucht der Rasen natürlich eine Stärkung: wir wollen das Wachstum jetzt allerdings nicht zu sehr pushen, daher sollte man auf einen Dünger setzen, der nur langsam wirkenden Stickstoff enthält und eher kalibetont ist. Faustformel N:K 1:2! Während der enthaltene Stickstoff noch für moderates Wachstum sorgt und die Aufnahme von Kalium verbessert, sorgt Kalium unter anderem für eine Erhöhung des Kohlenhydratgehalts in der Pflanze und macht diese somit frostbeständiger.

Dem Frühherbst folgt der Vollherbst, welcher mit der Kartoffelernte eingeläutet wird. Die Tage werden merklich kürzer – ähnlich, wie im Hochsommer, sinkt die Photosyntheseleistung jetzt dramatisch! Um dem entgegen zu wirken, sollte man, je nach aktueller Rasenlänge und -sorte, die Schnitthöhe leicht anheben. Insbesondere für die Kollegen aus der Tiefschnittfraktion gilt: jeder Millimeter ist Gold wert, wenn das Ballrollverhalten irrelevant ist. Wer generell bei 4-5cm Schnitthöhe ist, darf diese Höhe weiterhin gerne halten. Spätestens jetzt sollte man die Herbstdüngung vornehmen, um den Rasen für die Winterperiode vorzubereiten. Eine Messung des pH-Wertes ist jetzt durchaus angebracht, da hohe pH-Werte, vor allem in Verbindung mit einer lange feuchten Grasnarbe, den Befall von Rasenkrankheiten begünstigen. Durch das eingeschränkte Regenerationsvermögen der Gräser zu diesem Zeitpunkt solltet ihr die mechanischen Belastungen in Grenzen halten: kein Vertikutieren! Mähen nur nach Aufwuchs und ein Bespielen, gerade mit Fußballschuhen, im feuchten Zustand sind jetzt eher unangebracht, ein Aerifizieren mit dünnen Vollspoons kann jedoch durchaus sinnvoll sein, um insbesondere im Hauptwurzelhorizont ausreichend einen guten Luftaustausch zu gewährleisten und den Wasserabfluss aus der Wurzelzone zu optimieren. Jetzt ist das Stachelschwein ein sehr hilfreiches Tool, um mit möglichst wenig Schädigung der Grasnarbe viel Luft in den Boden zu bekommen.

Mit dem allgemeinen Laubfall beginnt der Spätherbst. Wichtigste Maßnahme jetzt ist es, den Rasen möglichst laubfrei zu halten - unter den Blättern kann die Feuchtigkeit nicht entweichen und es bildet sich hier ein Mikroklima, welches optimale Bedingungen für Pilzkrankheiten bildet. Die Bodentemperaturen sind jetzt deutlich gesunken und es findet normalerweise kein, bzw. sehr wenig Sprosswachstum statt, die Mähintervalle können somit deutlich ausgedehnt werden. Während ich in der Hauptwachstumsphase etwa drei Mal pro Woche mähe, bin ich jetzt bei etwa einem Cut alle drei bis vier Wochen. Um die Gräser bei einem Schnitt zum jetzigen Zeitpunkt nicht unnötig zu schwächen, sollten die Messer so scharf wie möglich sein, da der Wuchs sehr schwach ist, sollte man, in meinen Augen, den Schnitt auf einen Tag legen, an dem möglichst hohe Temperaturen herrschen, damit die Pflanzen die Schnittwunden schnellstmöglich verschließen können. Bei sehr feinkörnigen Böden, oder Problemen mit tieferen Verdichtungen kann man jetzt gut mit der Rasenkralle Tiefenlockern – man macht sich hierbei das Prinzip der Frostgare zu Nutze: das im Boden gefrierende Wasser schafft Platz für Bodenleben, Sauerstoff, Wasser und Wurzeln.

Autor: Lars Koppe

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